Das Loch, welches sie in unseren Herzen hinterlässt, ist unendlich groß. So richtig kann ich noch gar nicht glauben, dass sie nicht mehr hier ist, obwohl ich sie in den letzten Sekunden noch gestreichelt habe. Letzte Woche mussten wir uns für immer von unserer 14 Jahre alten Familienhündin Coco verabschieden. Was das bedeutet – der Schmerz und der Verlust – dass können nur andere Hundebesitzer verstehen. Und dann wahrscheinlich auch erst, wenn man selbst einen Hund verloren hat.
Man denkt auch einfach nicht so weit in die Zukunft, wenn man sich einen Hund nach Hause holt. Ach… 10-15 Jahre… das ist noch soooo lange hin. Als wir Coco abholten war ich 14. Da hab ich überhaupt noch nicht so weit gedacht. Da hab ich nicht mal 1 Jahr im Voraus gedacht oder 1 Monat.
Coco war sofort unser Baby. Ich hatte die ehrenwerte Aufgabe mich besonders nachts um sie zu kümmern und stubenrein zu bekommen. Meine Schwester und ich übten tage-wochenlang die Kommandos und Tricks mit ihr. Als kleiner Bichon Frisé Welpe wusste sie nicht mal, was Gassi gehen einfach bedeutet. Sie setzte sich einfach vor die Haustür auf den Gehweg und schaute einen an. Oder schlief direkt ein. Wie bringt man einem Hund bitte das Gassi gehen bei? Coco wollte nie wirklich spielen, also nicht apportieren oder irgendwie kleine Kämpfereien machen. Coco wollte einfach nur Schlafen, gestreichelt werden und Naschen.
Am Anfang haben wir uns total erschrocken „Unser Hund ist verrückt!“ Weil sie plötzlich auf der Terrasse anfing im Kreis zu laufen und dabei grunzende Geräusche von sich zu geben. Wir wurden beruhigt: Das machen Hunde manchmal, wenn sie sich pudelwohl fühlen.
Direkt nach ihrem Einzug zu Hause fuhren wir in die Sommerferien nach Holland. Coco war der Hit. Das Hondje musste von allen gestreichelt und mit großen Augen betrachtet werden. Am Strand angekommen war unsere faule Maus plötzlich wie ausgewechselt. Sie stürzte sich in den Sand, fing an zu buddeln, zu rennen und freute sich. Coco liebte den Strand. Ihre Schnauze war hinterher total sandig, aber sie glücklich. Im Fahrradkorb wurde der Wind erschnüffelt und die Hoffnung auf ein Stückchen Bratwurst (oder generell auf etwas zu Essen vom Tisch) war groß.
Coco war eine Dame. Im Herbst hasste sie raschelndes Laub, was in ihrem Fell hängen blieb und im Regen wollte sie garantiert nicht raus. Pfützen? Iehgitt! Aber Schnee… Schnee war fast so schön wie Sand-Strand. Nur bei den kurzen Beinen kam es vor, dass der Schnee ihr bis an den Bauch reichte und dann in großen Brocken am Fell gefror. Dann musste man sie zu Hause wieder abtauen in der Wanne, wie einen kleinen Kühlschrank. Und trocken rubbeln. Vielleicht auch von weiter weg ein bisschen föhnen. Dann rannte sie wie wild durch die Wohnung und rieb sich an der Tapete, der Couch, dem Teppich. Und schlief dann mit Grunzen ein.
Im Sommer saß sie unfassbar gerne auf der Terrasse auf der letzten Stufe von 2 und schaute „Fernsehen“. Eigentlich guckte sie nur in den Garten. Keine Ahnung, was da so Spannendes passierte.
Irgendwann musste ich sie mal mit zum Tierarzt bringen, weil sie schlimm Karies bekommen hat. Ich glaube 13 Zähne mussten gezogen werden. Ich hielt sie in den Armen als die Narkose einsetzte und das Gefühl war ganz furchtbar. Ich hab richtig geheult hinterher, weil ich Angst hatte, sie wacht nicht mehr auf. Im Wartezimmer hörten wir dann weit entferntes, aufgebrachtes Bellen… stellte sich heraus, das war Coco im Aufwachraum. Sie bellte sonst nie. Na gut, höchstens mal, wenn ein Geist im Garten rumhuschte oder sie in Spielelaune war oder jemand zu lange telefonierte. Dann muss man sich halt mal beschweren.
Nach den gezogenen Zähnen kam irgendwann die Futtermittelallergie. Da musste sie sogar ins Krankenhaus – das war furchtbar. Wusstet ihr, dass Tiere eine Allergie gegen ihre Standardfleischsorten entwickeln können? Ab dann gab es nur noch besondere Sachen und verschreibungspflichtiges Futter.
Hier war mal ein Knie ein bisschen locker. Da gab es mal kurz Probleme nach der Läufigkeit. Aber nichts Schlimmes. Okay die Ohren wurden ein bisschen schlechter. Na gut und beim Gucken ist der Graue Star im Weg. Vor zwei Jahren dann wurde Cushing festgestellt. Coco hätte dafür im Lehrbuch als Beispielbild gezeigt werden können.
Anfang des Jahres gab es den riesigen Schock: Schlaganfall. Aber wie bei den anderen Sachen davor: Coco ist eine Kämpferin. Schon lange läuft sie nicht mehr so gut alleine, sondern wird im Wagen gefahren. Aber Coco kämpft. Jetzt kam aber der Krebs. So ziemlich überall. Auch Metastasen in der Lunge. Das Atmen läuft eben nicht mehr so gut. Coco schläft ein, im Kreise ihres Rudels – uns – und wir sagen Tschüss.
Jetzt ist sie im Hundehimmel und wir beten einfach, dass es ihr da richtig gut geht und sie immer viel zu Fressen bekommt und sie keine Schmerzen kann. Coco fehlt einfach nur. Wie ein kleiner Hund eben fehlt, wenn er stirbt. Auch wenn ich die letzten Jahre nicht mehr mit ihr zusammen gewohnt habe, ist sie ja trotzdem mein Baby. War immer zu Hause, war immer mit im Urlaub. Sie gehört einfach vollkommen zur Familie und jetzt ist sie nicht mehr da. Was soll man denn machen, wenn ein Teil von dir fehlt?
Auch wenn es echt mega schmerzhaft ist die Bilder anzugucken, bin ich froh, dass ich ein paar von ihr habe… und ich hätte eigentlich noch viel mehr machen sollen, aber man denkt ja irgendwie, es ist alles für ewig…
28.04.2004 – 20.11.2018